Interview mit Julia Matthiesen für die Serie "Women Rock" für den Gothaer Maklerblog

Julia Matthiesen war 2017 Finalistin beim JungmaklerAward. Was hat sich seither bei der Geschäftsführerin des Familienunternehmens – Ver­sicherungs­makler Podzins GmbH & Co. KG – getan? Und wie hat sie den JungmaklerAward in Erinnerung behalten? Wir haben mit ihr gesprochen.

 

Redaktion: Frau Matthiesen, 2017 waren Sie Finalistin beim JungmaklerAward. Was hat Sie damals zur Teilnahme bewogen?

Julia Matthiesen: Ich würde gern sagen: Ich habe teilgenommen, weil ich es liebe meine Komfortzone zu verlassen. Tatsächlich war es aber so, dass es meine letzte Chance war, beim JMA teilzunehmen, weil ich mich zu dem Zeitpunkt, durch unsere Nachfolgeregelung, im fünften Jahr meiner Selbstständigkeit befand. Meine Mutter hat den JungmaklerAward zuvor viele Jahre gerne verfolgt und war begeistert, dass die Versicherer die junge Generation sehen und fördern möchte. Wer hätte gedacht, dass ich anschließend plötzlich im Finale stehe? Meine gesamte Familie hat sich darüber so sehr gefreut, dass sie mich zur Preisverleihung bei der DKM-Leitmesse begleitet haben. Seit der Teilnahme beim JMA verlasse ich deutlich öfter und leichter meine Komfortzone, auch wenn meine norddeutsche Zurückhaltung mir näher liegt.

 

Redaktion: Und was hat sich seither in beruflicher Hinsicht verändert?

Julia Matthiesen: Zum einen hat sich der Kontakt und Austausch mit Versicherern und Branchenkollegen vergrößert, die Medienpräzens in unserer Region ist enorm gestiegen und wir haben unsere digitalen Prozesse überarbeitet, um unseren Kunden die modernste und nachhaltigste Betreuung bieten zu können.

 

Redaktion: Ihre Zielgruppe ist unter anderem die junge Generation. Warum gerade diese?

Julia Matthiesen: Es macht mir große Freude zu sehen, wenn junge Menschen ihre Zukunft planen. Da diese leider nicht immer sorglos verläuft, ist es mir ein großes Anliegen unterstützend zur Seite stehen zu können.

Früh haben unsere Kunden und wir es als sehr positiv empfunden, dass bei uns mehr als eine Generation vertreten ist – manche Themen können einfach in entspannterer Atmosphäre besprochen werden, ohne dass es sich vielleicht nach einer Mutter/Kind „Belehrung“ für den Jugendlichen anfühlen muss.

Wobei ich ergänzen möchte, dass unsere jüngeren Kunden sich natürlich auch bei meiner Mutter sehr wohlfühlen. Vor oder nach meiner Arbeit engagiere ich mich zudem gern ehrenamtlich. Unter anderem in Schulen, um den Jugendlichen mehr wirtschaftliche Lehrinhalte näher zu bringen.

 

Redaktion: Sie haben von der Hotelfach- zur Versicherungskauffrau umgeschult. Was hat Sie an dem Beruf so begeistert, dass es noch dazu kam?

Julia Matthiesen: Zunächst war der Einstieg im Betrieb meiner Mutter als Übergangslösung gedacht, da ich beruflich auf unbestimmte Zeit nach England wollte. Die Hotelbranche war wie für mich gemacht, doch nach ein paar Wochen an Mamas Seite habe ich gemerkt, dass ich bleiben möchte und das ist nun 12 Jahre her. Seitdem haben wir so unendlich viele witzige, herzliche und aufregende Momente erleben dürfen, dass ich heute weiß, dass es die richtige Entscheidung war hier zu bleiben.

 

Redaktion: Sie sind Geschäftsführerin des Familienunternehmens. Wie verlief die Entwicklung beziehungsweise der Entscheidungsprozess bis dorthin? Und was sind die Herausforderungen eines Familienunternehmens?

Julia Matthiesen: Aufgrund einer Erkrankung meines Vaters, der Prokurist einer Speditionsfirma war, sind viele Fragen aufgetaucht. Wir haben uns beispielsweise gefragt was passieren würde, wenn meiner Mutter als Einzelunternehmerin etwas passieren würde. Was wird aus unseren lieben Kunden, kann ich die Firma einfach weiterführen oder ist die ganze harte und liebevolle Arbeit umsonst gewesen. Somit haben wir das Einzelunternehmen in eine GmbH & Co. KG umfirmiert und die Nachfolge rechtzeitig geregelt. Dadurch bin ich mit 23 Jahren zur Gesellschafter-Geschäftsführerin unserer Firma geworden.

Mit viel Herz und Verstand führen meine Mutter, mein jüngerer Bruder und ich unser Familienunternehmen und werden von unseren weiteren Familienmitgliedern unermüdlich unterstützt! Die Herausforderung mit der Familie zusammenzuarbeiten, können vielseitig sein und sich über die Zeit verändern. Da mir gerade keine negativen Ereignisse einfallen, dafür aber umso mehr positive Dinge, ist aus meiner Sicht die Wertschätzung, als die größte Herausforderung anzusehen. Wir sind alle gleichberechtigt, entscheiden gemeinsam und hören dem anderen zu. Und weil es natürlich auch mal schlechte Phasen gibt wie Unstimmigkeiten, lassen wir den anderen einfach mal fünf Minuten für sich.

 

Redaktion: Sie bilden sich noch immer weiter. Seit 2020 sind Sie Fachberaterin für private Vorsorge. Warum ist es so wichtig, sich nicht auf dem aktuellen Erfolg auszuruhen?

Julia Matthiesen: Die Weiterbildungen verknüpfe ich mit der daraus entstehenden Unabhängigkeit. Für meine Mutter war es wichtig, dass ich nach meiner Ausbildung das Fachwirtstudium absolviere, um entsprechend frei zu sein.

Ich glaube, dass ich unter anderem meinen Job als Ver­sicherungs­maklerin in unserem Familienunternehmen so sehr liebe, weil ich von Anfang an die Wahl und die Freiheit hatte mich zu entfalten und jederzeit verändern zu dürfen.

Sich auf dem Erfolg auszuruhen, kam mir noch nie in den Sinn – das beste Beispiel sehe ich an meinem Bruder, der sich aktuell in seinem Bachelor-Studiengang Versicherungsmanagement auf der Zielgeraden befindet und meine Mutter, die jeden Tag vor Ideen sprudelt und an Fortbildungen Freude hat. Ich verhindere mit regelmäßigen Fortbildungen träge und betriebsblind zu werden. Der Versicherungsmarkt dreht sich so rasant, dass man einfach am Ball bleiben muss – für sich selbst, vor allem aber für seine Kunden.

 

Das Interview finden Sie hier:

https://gothaer-maklerblog.de/julia-matthiesen-fortbildungen-beugen-traeg-und-betriebsblindheit-vor/