Frauengeschichten über Lebenslust & Geld

Frauengeschichten über Lebenslust & Geld

Solange ich denken kann, bin ich inmitten von Frauen aufgewachsen, wo hartes Arbeiten und trotzdem zu wenig Geld zu verdienen immer ein stressiges Thema war.

Es waren Ehemänner da, die aber keine wirklich umsorgenden Väter waren,  Das Einkommen meines Vaters war im Verhältnis der Kosten für eine große Familie zu niedrig. 

Meine Mutter war also im höchsten Maße von der eigenen Schaffenskraft, guter Gesundheit und dem Glauben abhängig, dass es eines Tages mal leichter werden würde. Wurde es aber nicht!

Wir Kinder hatten ein schönes Leben, weil die Frauen der Familie uns Kinder immer um sich hatten. Entweder kam Oma zu uns oder wir wurden hingebracht. Oma und Opa waren rüstige Rentner. Oma war Sekretärin gewesen und Opa arbeitete noch bei der Post. Er reparierte die Postfahrräder im Keller. Dort war es immer spannend, ihn zu besuchen.

Beide haben uns mindestens einmal im Jahr mit in den Urlaub nach Bad Bevensen genommen. Dort gab vergünstigte Ferienhäuschen für Familien mit vielen Kindern. Also hat meine Mutter einmal im Jahr den Berechtigungsschein besorgt. Alle 5 Kinder fuhren mit Oma und Opa für 2 Wochen dorthin. Es war herrlich, morgens die Brötchen am Kiosk holen, Blaubeerpflücken im Wald und ab ins Waldschwimmbad.  Meine Mutter war arbeiten in Hamburg und wir freuten uns sehr, wenn sie am Wochenende endlich kam.  

Aber einmal, da kam sie aufgeregt zwischendurch zu uns ins Feriendorf. Unfassbar, Sie hatte tatsächlich 10.000 Mark beim Prämiensparen bei der Bank gewonnen. 

Können Sie sich vorstellen, was sie tat?

Sie buchte sofort einen Urlaub in Rumänien, in der für uns aufregenden Stadt Constanza, direkt am schwarzen Meer. So etwas wunderbar verrücktes, aber ein unvergessliches Erlebnis? Die jüngste Schwester mit ihren ca.4 Jahren musste zuhause bei Oma und Opa bleiben, quasi als Lebenspfand. Sollten wir alle mit dem Flugzeug abstürzen, sollte wenigstens ein Kind überleben. Völlig verrückt.

Meine Mutter wechselte zwischen angestellt sein und hatte aussichtsreiche Ideen für Ihre verschiedenen Selbstständigkeiten. Unsere Lieblingstante war angestellt, half aber in der Selbstständigkeit mit. Es hat den beiden halt viel Spaß gemacht. Die andere Tante arbeitete bei der Bank und war eher die Außenseiterin mit gut verdienendem Ehemann.

Das Einkommen reichte zwar, um den Lebensunterhalt zu bestreiten und auch Eigentum zu erwerben, aber es hat den Frauen keine und keiner gesagt, dass egal wie knapp es ist, lege dir Geld zurück, dass du nie, nie anfasst.

Meine Mutter hat 5 Kinder großgezogen, unendlich viel geschafft, aber zu wenig an die eigene Lust am Leben und an die Zeit als Rentnerin gedacht. Sie hat zu kurze Zeit in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt und zu viel für den Aufbau der einzelnen Selbstständigkeiten investiert. Die Selbstständigkeiten blühten immer nur kurz auf, weil sie nie wirklich Zeit hatte.  Anstatt Businesspläne zu schreiben, musste sie schauen 5 Kinder ins Bett allabendlich ins Bett bringen und durch die Schule zu bekommen. Alles, was in Familiendramen so vorkommt, ist auch bei uns so gewesen.

 

Mit 56 Jahren hat sie ihre Prüfung zur Fachwirtin für Wohnungs- und Grundstückswirtschaft erfolgreich abgeschlossen und dann sollte endlich das richtige Verdienen losgehen. Sie bekam einen Job bei einer größeren Hausverwaltung an der Alster. Oh man, waren wir stolz auf Sie. Und sie hat sich voll reingehängt, jedoch weniger verdient als ihre männ­lichen Kollegen.  Aber, eines Abends kam sie heim und erzählte, "Stellt euch vor, ich bekomme einen Firmenwagen. Dann kann ich die Eigentümerversammlungen in Halle und Leipzig besser planen!"

Am nächsten Tag fuhr Sie die Auffahrt in einem gebrauchten weißen Polo hoch. Sie war so enttäuscht, weil diese Wertschätzung keine für Sie war.

Mit dem 59. Geburtstag bekam Sie Ihren Rentenbescheid. Ihre Rente sollte 700 € betragen und die meines Vaters 600 €.  Ein nicht abbezahltes Haus und Eheprobleme haben ihr Lebenslicht langsam ausgehen lassen.

Ich bewundere Sie, was sie alles geschaffen und uns an Lebensgefühl hinterlassen hat. Sie ist 2 Tage vor Ihrem 60. Geburtstag an schwerer Krankheit verstorben.

Warum nun diese lange Geschichte?

Frauen, wie du und ich, können an den Geschichten unserer Mütter, Tanten und Großmütter erkennen, was diese geleistet und rückblickend entschieden haben.

Gute Entscheidungen werden von einer Generation in die Nächste übergeben.  Wir können daran wachsen oder schlechte Entscheidungen bedauern.

In meiner Beratung verhelfe ich Frauen und Unternehmerinnen zu guten Entscheidungen. Ich habe vieles anders gemacht als meine Mutter, aber im Kern bin ich die Tochter, die ihre Wünsche und Träume erleben darf.  

Finanzielle Freiheit ist ein gutes und wichtiges Ziel. In jedem Lebensalter! Besonders für Frauen und natürlich auch für Männer!   

 



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